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  • AutorenbildDaniela Wildi

GREAT INDIA


Eindrücke aus einem geheimnisvollen Land der Gegensätze:


Meine Reise nach Indien war eindrücklich – nicht immer nur im positiven Sinne, denn die Armut zahlreicher Menschen hat mich immer wieder auch sehr bedrückt. Heilige Kühe, die mitten auf den überfüllten Strassen liefen und sich von dem Abfall und Plastik ernährten, der kaum übersehbar war, die traurigen Augen der Kinder, die um Geld und Essen bettelten, der üble Gestank aus den halbausgetrockneten Gewässern und die mit Mühe und Not zusammengeschusterten Hütten prägten das Bild meiner ersten Eindrücke.

Das erste Mal ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Angekommen in Indien, nahm ich von Delhi aus den Bus nach Ghaziabad, wo ich für die nächsten 10 Tage in einer indischen Gastfamilie lebte. Die Fahrt war holprig und chaotisch, denn von Verkehrsordnung konnte man dort nicht sprechen: Hühner, Kühe, Büffel und Hunde spazierten überall auf der Strasse herum und blieben gelegentlich inmitten der Strasse stehe. Für Auto-, Velo- und Motorradfahrer war das kein Problem, denn Strassenregeln wurden dort sowieso ignoriert. Das wichtigste Instrument im Verkehr war die Hupe, welche ständig im Einsatz war. Der Strassenverkehr war einfach wahnsinnig – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber selbst daran gewöhnte man sich. Traurig gemacht hat mich dagegen vielerorts der Umgang mit dem Müll, aber auch die gesellschaftlichen Kontraste, die man zwar in nahezu allen Grossstädten auf der Welt wiederfindet, doch die Selbstverständlichkeit, die den enormen Gegensätzen hier innezuwohnen scheint, habe ich zuvor noch an keinem anderen Ort feststellen können.

Indien hat auf der anderen Seite sehr viel Grossartiges zu bieten. Exotische Gerüche und eine intensive Farbenpracht wirkten auf alle Sinne ein. Die Küche war abwechslungsreich, frisch und kreativ. Mit den Kombinationen aus vielen verschiedenen Gewürzen schafften sie es raffinierte und abwechslungsreiche Gerichte zu kreieren, die unglaublich lecker schmeckten. Die farbenfrohe Kleidung liess die Inder aus der Seele sprechen. Die Menschen strahlten eine Lebensfreude aus, lachten, sangen und tanzten als würde es ihnen an nichts fehlen und steckten mich mit positiver Energie an. Inder gehören zu den freundlichsten und neugierigsten Menschen, die ich kennengelernt habe. Gastfreundschaft wurde hier jeden Tag aufs Neue zelebriert. Ein alter Sanskrit Vers, der dies sehr gut widerspeigelt, lautet: Atithi Devo Bhava = Der Gast ist Gott. Die Wärme der indischen Gastfreundschaft wurzelt in dem Glauben, dass ein Besucher mit demselben Respekt behandelt werden sollte wie ein Gott. Nebst dem herzlichen Empfang vergewisserte sich meine Gastfamilie immer wieder nach meinem Wohlbefinden, es gab ein ständiges und reichhaltiges Angebot an Essen und sie waren offen, mir alles zu erklären und möglichst viel von ihrem Land zu zeigen. Meine Gastfamilie liess mich auch an ihren religiösen Festen und Ritualen teilhaben und dies bestätigte mir, dass die Religion und der Glaube eine sehr wichtige Rolle im Alltag einnehmen.

Die religiöse und kulturelle Vielfalt Indiens widerspiegelte sich auch in den unterschiedlichen Bauten. Neben den klassischen Höhepunkten wie dem Taj Mahal, erwarteten mich nicht nur hinduistische Tempel (Akshardham Tempel, Iskcon Tempel), sondern auch der Lotustempel in Neu-Delhi, der zu den acht kontinentalen Bahai-Tempeln gehört. Der Sakralbau ist einer der bekanntesten des Bahaitums und wie alle Sakralbauten der Bahai steht der Lotustempel den Anhängern aller Religionen offen, da Bahai glauben, dass alle Gläubige Gott anbeten können. Innerhalb des Gebäudes findet man keine Bilder oder Statuen und keine Verwendung von Altären oder Kanzeln. Da war ich umso mehr überrascht, als ich Darstellungen von Liebesakten und halbnackten Frauen in hinduistischen Tempeln entdeckt habe,obwohl das Thema Sex und Zärtlichkeit ein Tabu in der indischen Öffentlichkeit ist. Ausserdem besuchten wir in Old Delhiden Qutb-Komplex mit seinem Qutb Minar, der als frühes Meisterwerk der indo-islamischen Architektur gilt. Er zählt immer noch zu den höchsten Turmbauten der islamischen Welt.

Nach 10 Tagen in Delhi machte ich mich auf den Weg in die knapp 400 Kilometer südlich entfernte Hauptstadt von Rajasthan, Jaipur. Wegen der einheitlich rosaroten Farbe der Gebäude im Altstadtviertel wird Jaipur auch Pink City genannt. Mit seinem fünfstöckigen Bau und den vielen Verzierungen stellt der Palast der Winde aus rosafarbenem Sandstein einen Höhepunkt im Herzen der Pink City dar. Nördlich von Jaipur liegt eine mächtige Festungsanlage Fort Amber. Die Anlage thront auf einem steilen Berghang und spiegelt sich in dem kleinen See zu seinen Füssen. Der Innenbereich verzauberte mich mit zierlichen Marmorgitterfenstern, Säulengängen, welche mir Spiegelmosaikfliesen verziert waren und mittendrin mit einem blühenden Garten. Der Reichtum aus der Zeit der Rajputen war in jeder Ecke der Palastanlage spürbar.

Von Jaipur aus bin ich in die kleine, heilige Stadt Pushkar gefahren, welche zu den Pilgerstädten Indiens gehört. Gläubige Hindus pilgern hierher, um sich in speziellen Zeremonien im heiligen Wasser des Sees rein zu waschen. Ausserdem gibt es in Pushkar den einzigen Brahma-Tempel Indiens. Dieser gilt als einer der heiligsten Hindutempeln, weil er der einzige Ort auf Erden sein soll, wo sich Brahma, einer der drei Hauptgötter im Hinduismus, manifestiert hat. Abgerundet habe ich meine Reise mit einer kleinen Kameltour durch die Wüste Pushkars.

Später nahm ich den Zug von Ajmer aus zurück nach Delhi. Dabei ist jedem selbst überlassen, für welche Klasse er oder sie sich entscheidet. Obwohl die Tickets der zweiten Klasse total günstig sind, ist der Zugabteil meistens komplett überfüllt und selbst mit einem Ticket in der Tasche muss man unter Umständen ohne Sitzplatz auskommen. Deshalb hatte ich mich aus Komfortgründen für die Tickets der ersten Klasse mit einer Klimaanlage und Mahlzeit entschieden.

Viele unglaubliche und authentische Eindrücke für alle meine Sinne haben die 2-wöchige Indienreise so interessant gemacht. Indien ist bunt, divers und das geheimnisvolle Land der Gegensätze. Indien ist vielfältig und vielschichtig wie kaum ein anderer Ort, den ich bisher bereisen durfte und deshalb bin ich unglaublich dankbar, dass ich ein Teil dieses interkulturellen Austausches war.

Hier geht es zu meinem Travel Video - Great India:

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